Mailschmelze und Abgabe-GAU
Vorgeschichte
Im Rahmen der Veranstaltung Informatik III werden die Übungsabgaben per
E-Mail an die Adresse
info3w07@informatik.uni-freiburg.de
eingesammelt. In der Nacht vor der Deadline, in der zweiten Woche,
gingen eine unbekannte Anzahl von Übungsabgaben verloren, was zur Folge
hatte, dass die Abgaben wiederholt vorgenommen werden mussten. Auf die
Frage, wie das nur geschehen konnte, antwortete der Verantwortliche mit
Wörtern wie "Mail-Schmelze, Abgabe-GAU, Katastropheneinsatzkräfte,
Skriptleitwarte, Dittsche..." Hier ist sein Bericht.
Bericht
- 04.11.2007
Die erste Übungsabgabe des 2. Übungsblatt trifft ein. Der Mail-Reaktor
befindet sich in einer Ruhephase.
- 05.11.2007 nachmittag
Die Abgaben nehmen mit dem Nachmittag zu. In der Mail-Steuerung wird
dieses Aufkommen als normale betriebliche Zunahme angesehen.
- 05.11.2007 23:00 Uhr
Aufgrund der zahlreichen eingegangen Übungen entschließt die Leitwarte,
dass das Mail-Aufkommen auf die ganze Nacht verteilt werden sol. Es
wird beschlossen ein automatisches E-Mail-Ventil zu öffnen, um die
Übungsabgabe schon in der Nacht durch geeignete Röhren im Internet auf
die Tutor-Behälter zu verteilen.
- 05.11.2007 23:30 Uhr
Eine Testumleitung wurde erfolgreich durchgeführt. Hinterher stellt
sich heraus, dass dieser Test unvollständig war. Es wurde nur getestet,
ob eine E-Mail der Testgruppe X weitergeleitet wurde. Es wurde nicht
getestet, ob nicht auch E-Mails aus der Ablage von dieser Umleitung
betroffen worden wären.
- 06.11.2007 0:00 Uhr
In der Übungsabgabenleitwarte ist nur eine Person. Diese ist seit
08:00 Uhr im Dienst, leicht alkoholisiert und abgelenkt durch durch
einen
nebenher laufende Nachrichtensendung (Dittsche - Das wirklich wahre
Leben). Es wird der fatale Entschluss gefasst, die nur halb getesteten
Weiterleitungsskripte zu aktivieren. Diese Weiterleitung soll
gleichzeitig die E-Mails an die Tutoren pumpen und in einen
Ablage-Ordner endlagern.
- 06.11.2007 0:03 Uhr
Dittsche betritt den Kiosk.
- 06.11.2007 0:05 Uhr
Das Weiterleitungsskript wird gestartet. Offensichtlich keine Reaktion
im Mail-Reaktor-Kern. Dennoch werden über die Internet-Röhren E-Mails
verschickt.
- 06.11.2007 0:08 Uhr
Es wird festgestellt, dass altes E-Mail-Spaltmaterial aus der Vorwoche
statt des aktuellen E-Mail-Materials umgepumpt wird. Die Skripte
werden gestoppt und umgeschrieben. Offensichtlich hat das Skript mehr
Ordner berücksichtigt als vorgesehen. Die Sicherheitsventile wurden
geschlossen.
- Vermutlich ist in dieser Zeit der erste Tutoren-Mail-Behälter in
Brand geraten. Er ist vom Web.de-Bautyp und eigentlich für den
sicherheitsrelevanten Bereich der Übungsabgabe-Mail-Behandlung nicht
zugelassen. Trotzdem wurde er wissentlich geduldet vom
Reaktorbetriebspersonal möglicherweise aus Kostenersparnissen.
- 06.11.2007 0:15 Uhr
Die umgeschriebenen Skripte werden aktiviert. Der Filter ist jetzt auf
Spaltmaterial vom Typ 02-A- bis 02-F- eingestellt. Die Sicherung
erfolgt über einen in einem andern Mailbox-Gebäude untergebrachten
Ordner. Durch einen Bedienfehler werden die Skripte 6mal parallel
aktiviert.
- 06.11.2007 0:20 Uhr
Starker Nachrichtendurchfluss durch die E-Mail-Internet-Röhren. Das
Leitwarten-Personal hat noch keine Fehlermeldung.
- 06.11.2007 0:21 Uhr
Eine Flut von Fehlermeldungen überschüttet die E-Mail-Leitwarte. Als
erste Maßnahme wird die Fernsehsendung angehalten.
- 06.11.2007 0:22 Uhr
Die Fehlermeldungen zeigen einen Totalausfall des Tutor-Mail-Behälters.
Warn-E-Mails werden zurückgesendet, die einen Betreff haben, der in die
Suchstruktur des Filters passen. Daraufhin werden diese wieder
herausgesendet. In der Fachwelt wird dies Mail-Schmelze genannt (oder
Nigeria-Syndrom). Bei dieser Gelegenheit wird entdeckt, dass die
Skripte
6-mal gestartet sind. Die Leitwarte entschließt sich zum Stopp der
Skripte.
- 06.11.2007 0:23 Uhr
Das Herunterfahren der Skripte hat keine Auswirkung. Offensichtlich
werden im Hintergrund noch weitere E-Mails an die Tutoren
herausgesendet. Die Leitwarte entschließt sich zum Neustart des
Mail-Programms.
- 06.11.2007 0:24 Uhr
Das Mail-Programm sendet trotz Neu-Starts weiter. Die E-Mail-Umleitung
an die Tutoren wurde bereits gestoppt. Die Erklärung liefert die
Ablage, die sich offensichtlich nicht innerhalb des
Reaktorsicherheitsgeländes befindet.
- In diesem Zeitraum muss sich die E-Mail-Schmelze ereignet haben.
Offenbar hat das Skript zuerst die E-Mails an die
Tutor-Mail-Box-Behälter geschickt, bevor die E-Mails in den
Sicherheitsbehälter gelangten. Da sich in der E-Mail-Schleife ein nicht
zu stoppender Druck an E-Mails entwickelt hat, musste aber das
Mail-Ventil geöffnet werden. Es ist immer noch unklar, wie viele
Übungsabgaben hier in die Umwelt ausgetreten sind.
- 06.11.2007 0:30 Uhr
Warnhinweise werden im Forum gepostet.
- 06.11 2007 0:32 Uhr
Die Sendung von Dittsche wird fortgesetzt.
- 06.11.2007 (Nacht)
In der Nacht werden bis zu 6 Kopien von einigen Abgaben in die externe
Ablage gepumpt. Der Mail-Reaktor ist stabil.
- 06.11.2007 11:15 Uhr
Folgende Pressemitteilung wird
herausgegeben:
"In der Nacht vom 06. auf den 07.11.2007 gab es einen GAU im
Mailkraftwerk CONE Freiburg. Bei diesem Reaktorzwischenfalls sind
mehrere E-Mails ausgetreten und einige PDFs in die Umwelt freigesetzt
worden. Die Katatstropheneinsatzkräfte sind momentan rundum im Einsatz
um den Schaden zu kontrollieren. Im Moment ist die Lage stabil. Der
Mailreaktor ist wieder abgeschirmt. Es sollten keine weiteren E-Mails
austreten.
Hinsichtlich möglicher Opfer ist die Lage noch völlig unübersichtlich.
Es ist nicht klar, wie viele Übungsabgabeverluste es gegeben hat.
Als erster Toter ist die Mailbox eines Tutors offiziell aufzuführen. Es
ist im Moment völlig unklar, ob weitere Tote oder Verletzte zu
verzeichnen sind."
- 06.11.2007 16:26
Der Katastropheneinsatz ist offiziell beendet. Viele der Übungsbewohner
sind mit ihren Übungsblättern wieder zurückgekehrt. Die tote Mailbox
wurde durch Verwendung eines Spam-Klistiers von
Altmailrückständen befreit und wiederbelebt. Mittlerweile sind die
Tutorenmailboxen wieder im Normalstand. Die Lehrstuhlleitung gibt
bekannt, dass trotz gegenteiliger Pressemitteilungen nie wirklich eine
Gefahr für den Punktestand der Teilnehmer bestanden hat. Es soll an
dieser Stelle noch einmal betont werden, dass der professionelle Umgang
mit diesem Vorfall zeigt, dass E-Mail eine sichere Technologie ist und
dass sie auch in Zukunft eingesetzt werden kann und muss.